Mittwoch, 22. Oktober 2014
Russian Mama
Heute habe ich eine Lektion in Groβzügigkeit und Hilfsbereitschaft bekommen!

Vor ein paar Wochen habe ich mir, zusammen mit meiner Mentorin, die mich beraten hat, Winterschuhe gekauft; um gegen die kommende Kälte gewappnet zu sein.
Diese ist mittlerweile da: gestern hat es zum ersten Mal richtig geschneit! Allerdings war es heute wieder etwas wärmer und es hat noch dazu geregnet: Die recht unebenen und schlecht asphaltierten Straβen sind also richtig eingesuppt gewesen.

Da hat sich herausgestellt, dass es sich bei meinen Stiefeln ausschlieβlich um Winterschuhe handelt: Sie sollen gegen Kälte und nicht gegen Nässe schützen, da es hier im Winter so kalt ist, dass ohnehin alles zugefroren ist-deshalb sind sie nicht wasserdicht.
Bei meiner Familie, wo och gearbeitet habe, konnte ich, mit Hilfe von Hausschuhen verstecken, dass meine Socken komplett nass waren.

Dort allerdings bekam ich einen auβergewöhnlichen Anruf: Eine Mutter, bei der ich erst zwei Mal war, und der ich erzählt hatte, dass ich gerne Milch trinke, die hier aber nicht besonders ist hatte eine Überraschung für mich: Nach der Arbeit sollte ich zu ihr kommen, da sie besonders gute Milch für mich mit eingekauft hatte!

So bin ich dann, abermals durch den Regen, dort hin gelaufen. Während dieser halben Stunde wurde ich deshalb umso nasser: Diese Tatsache und der Umstand, dass sie zufällig gesehen hat, dass meine Socken tropften haben dazu geführt, dass sie mein Problem bemerkt hat...
Zuerst bringt sie frische Socken. Dann werde ich gezwungen heiβen Tee zu trinken um mich aufzuwärmen; und da ich schon sitze, auch Apfelkuchen zu essen, um zu Kräften zu kommen.
Die Milch schenkt sie mir natürlich auch noch. Doch damit nicht genug: Sie möchte anständige Schuhe kaufen gehen,damit ich mich nicht erkälte! Ich habe kein Geld dabei: Ach, wir können ja mal schauen, was sie haben, und du kaufst sie dir dann gleich morgen...

Gesagt, getan. Tatsächlich haben sie schöne Schuhe, die ich mir, da es eine Kindergröβe ist, sogar leisten kann. Perfekt, ich möchte mich schon verabschieden; da hat sie sie schon bezahlt!
Gut, ich möchte zumindest einen Teil bezahlen.Keine Chance: Geschenkt; du hast ja auch mal Geburtstag! Ich habe das Geld; du bist nur Freiwillige.
Keine Widerrede; sie hat das jetzt entschieden.
Als ich, zu hause angekommen, noch einmal anrufe um mich zu bedanken pocht sie noch einmal darauf, dass sie kein Geld sehen möchte; sie sei jetzt meine russische Mama, da meine ja so weit weg ist, und nicht sieht, dass ich nasse Füβe habe....

Abgesehen davon, dass diese Frau ein Engel ist und ihr Benehmen rührend: So etwas kommt bei uns doch nicht vor? Die Schuhe haben umgerechnet knapp 25€ gekostet; und trotzdem bin ich sicher, dass selbst richtig wohlhabende Leute dieses Geld niemals auf eine solche Art und Weise ausgeben würden!

Ich hätte ehrlich gesagt niemals erwartet, dass hier so viel Hilfsbereitschaft herrschen würde, wie es der Fall ist. Diese Episode unterstreicht hervorragend den Umstand, dass man untereinander sehr viel mehr und bereitwilliger, spontaner, ohne groβes hin und her und vielen Worten, unter die Arme greift.

Es ist ein schönes Gefühl, eine Ersatzmama zu haben.
Ein noch schöneres zu wissen, dass es so liebe Menschen gibt.

Jetzt fühle ich mich gewappnet für den Herbst, den Winter und was sonst noch kommen mag!

... link (0 Kommentare)   ... comment