Sonntag, 23. November 2014
Tierethik
Es gibt ein heikles Thema, was bei uns offen, ständig und gerne durchdiskutiert wird: ethische Fragen, die Tiere betreffen. Es fängt bei Haustieren an, geht über Tierschutz, Tierhaltung, Pelz, Experimente und endet schlieβlich bei Jagd und Fischerei, wobei die Liste viel länger ist.
Ich selbst habe mich ebenfalls relativ intensiv mit solchen Fragen beschäftigt. Letztendlich geht es ja darum, einen Kompromiss zu finden, zwischen menschlichen Bedürfnissen, wie Essen, und dem Recht des Tieres darin: Das Problem liegt ja dann darin, dass diese bei jedem verschiedene Wertestellungen einnehmen, weshalb die Diskussion unendlich ist.
Es ist ja klar, dass ständig Tierrechte verletzt werden; und doch werden weiterhin Tiere gegessen, mit ihnen Medikamente und Kosmetik getestet, und weiter gibt es Menschen die sich exotische Wesen im Haus halten.
So gut wie jeder ist sich der ethischen Unkorrektheit dieser Taten bewusst doch Bequemlichkeit und Egoismus, sowie Gewohnheit gehen dann meist vor. Hinzu kommt, dass vieles es auch schlicht und einfach egal ist.

Hier in Samara sieht die Sache ganz anders aus: Tierrechte sind kaum ein Thema: Der Winter bricht so langsam richtig an; und die Pelze werden ausgepackt-Jacken, Mützen, Schals, Handschuhe. Es stimmt, dass sie hier zumindest sinnvoller als in Luxemburg sind, da es richtig kalt wird; doch es geht auch definitiv ohne.
Viele Leute haben zwar Hunde oder Katzen als Haustiere: allerdings kümmern sie sich teilweise kaum um diese Tiere. Man sieht in der Stadt unzählige Streuner (auch manchmal in kleinen Rudeln, was wirklich furchteinflöβend sein kann, dabei jedoch niemanden zu stören scheint) wobei die Tatsache, dass ein beträchtlicher Teil dieser Streuner eigentlich ein „Herrchen“ haben, das ihnen aber bestenfalls Essenreste hinstellt und sonst kein Interesse an ihnen hat.
Dann gibt es noch Katzen, die nie aus dem Haus kommen, um Schmutz zu vermeiden.
Kurz: Man hält sich einfach so ein Tier, ohne, weiter viel Zeit an es zu verschwenden. Hinzu kommt noch, dass diese streunenden Katzen und Hunde meist schrecklich abgemagert sind, weil sie in den Abfällen nicht viel finden: Es gibt traurigerweise so viele Menschen, die nicht genug zu essen haben, dass sie den Tieren zuvorkommen.

Genau hier liegt der Punkt, der wahrscheinlich ausmacht, dass Tierethik einfach keinen Stellenwert hat: Den Menschen geht es schlecht; viele kämpfen am Monatsende um jeden Rubel und verschulden sich sogar kruzfristig bis zum nächsten Gehalt. Und jetzt, da es kalt ist, sieht man ältere Menschen in besseren Lumpen, viele Leute leben in Blechhütten ohne Heizung.
Tatsache ist, dass bereits das Interesse an diesen Unglücklichen gering ist, weil die Mittelschicht wesentlich ärmer ist als bei uns. Warum sollte man dann Mitleid für ein Tier aufbringen?
Das klingt krass, leuchtet jedoch trotz allem ein: Die Hierarchie bleibt überall dieselbe: Zuerst der Mensch, dann das Tier. Grausam, aber verständlich.

Auf diese Weise lassen sich viele Beispiele erklären, die Fotos am besten illustriert:





Populärer Wochendausflug oder Geburtstagsgeschenk: Delfinarien.
Ich möchte diese Orte lieber nicht betreten, kann mir aber vorstellen, dass es eine schreckliche Quälerei, zur Belustigung und zum Staunen der Zuschauer, die einen hohen Eintrittspreis gezahlt haben, stattfindet.



Werbung des Zirkus Samaras: „Einmalige Sensation der Welt: Weiβer Tiger“
Man kann sich ja vorstellen, wie es diesen lebendigen Attraktionen geht.



So werden Haustiere verkauft: In kleine Käfige gezwängt, am Straβenrand, bei Bushaltestellen. Dieser Umstand unterstreicht noch einmal, dass Haustiere eher eine Gelegenheitsanschaffung sind, und der Kauf wahrscheinlich meist unüberlegt ist.

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